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Der #LFKmedienpreis14: Danke für die Glückwünsche!

Lesezeit: 384 Sekunden

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Ein verwaschenes, nicht ganz wackelfreies Bild auf Facebook – gepostet von der Frau. Auf dem Bild: Zwei Typen an einer grünen Theke. Neben dem Bild, nicht ganz nachvollziehbar: 135 Likes. Mehr als 30 Kommentare. Viele Glückwünsche. Still counting. Wow. Danke!

Ralph gewinnt den LFK-Medienpreis!!!!!“ steht da als Überschrift, von Frauke sehr spontan ins Netz gesetzt. Das war gestern Abend, während der Verleihung des Medienpreises der Landesanstalt für Kommunikation im Stuttgarter Apollo-Theater. Wie gesagt – spontan. Die Information des Posts war ein bisschen, nun ja, sagen wir: rudimentär. Was genau hat die LfK da nun eigentlich ausgezeichnet?

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Das Team von RNF war an diesem Abend mit alles in allem vier Nominierungen in den vier für regionale TV-Sender ausgeschriebenen Kategorien in Stuttgart vertreten (zusätzlich gab es noch eine fünfte Fernseh-Kategorie für Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen).

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In zwei Kategorien war RNF erfolgreich: Die Kollegen Markus Hoffmann, Florian Lapert und Kay Schrödelsecker in der Kategorie „Tagesaktueller Beitrag“ mit ihrem Film über die Bekämpfung der Schnakenplage während des Hochwassers im vergangenen Jahr (mehr dazu hier auf der Seite von RNF), und nun eben ich in der Kategorie „Videojournalismus“. Diese Kategorie definiert sich dadurch, dass der Journalist alle Schritte der Produktion selbst bewerkstelligt haben muss – Dreh, Schnitt, Text, Vertonung.

Gefeiert haben wir die Preise so:

(Quelle: RNF.de)

Aber konkret: Im vergangenen Jahr habe ich mich dem Thema „Internet of Things“ gewidmet und die Entstehung des Beitrags auch hier im Blog intensiv begleitet. Die Artikel sind unter diesem Link nachzulesen.

Herausgekommen ist am Ende dieser Film, der gestern prämiert wurde:

Die Jury begründete ihre Entscheidung so:

Ein sehr gelungener, die Möglichkeiten des Videojournalismus voll ausschöpfender Beitrag über ein komplexes Thema. Eine neue technische Entwicklung wird hier hervorragend regional heruntergebrochen und ins Bild gesetzt. Informativ und verständlich wird ein schwieriges Thema für den regionalen Zuschauer griffig aufbereitet. Besonders beeindruckte die Jury der vielseitige Kameraeinsatz und Perspektivenwechsel sowie die sehr gute Social Media Einbindung.

IMG_1057Wenn die Jury – und am besten auch die Zuschauer – diesen Film so empfunden haben, dann hat er das Ziel, das ich mir für ihn gesetzt hatte, voll erreicht. Für mich ging es tatsächlich darum, dieses ziemlich komplexe Ding des „Internet of Things“ zunächst einmal einer breiteren Öffentlichkeit begreiflich zu machen und dann wenigstens in Ansätzen darzustellen, welche Fallstricke es mit sich bringt. Der Ausblick beschäftigt sich damit, wie die Gesellschaft als Ganzes sich das IoT zu Nutze machen kann, ohne diese Fallstricke zu vergessen. Und schließlich entwickelt der Beitrag die Idee, auf den Konversionsflächen in Mannheim den Prototyp einer „Smart City“ zu errichten – warum eigentlich nicht? Meine Idee war, diesen Erzählfaden als Spurensuche durch die Region anzulegen, als echte Reportage – und dazu passte in meiner Überlegung am besten die Arbeitsweise als Videojournalist. Warum? Ich wollte ja meine Spurensuche dokumentieren, möglichst unmittelbar. Genau so, wie ich sie erlebe. Ich wollte dem Film gewissermaßen meine Augen leihen. Wenn ich mit einem Kameramann zusammen arbeite, sind es doch eher seine Augen. Seine Perspektive. Seine Handschrift. (Gleiches gilt für Kamerafrauen natürlich auch…) Vermutlich ist seine Bildauswahl kreativer, das Handwerk genauer. Aber das Persönliche, auch das Subjektive, der Charakter, den jede Reportage mit sich bringt, wird dadurch verfälscht.

Für den Film über das „Internet of Things“ habe ich die Kamera während der eigentlichen Recherchen dabei gehabt und erst ausgepackt, wenn ich die Informationen hatte, die ich brauchte. Beispielsweise im Hacker-Space des RaumZeitLabors in Mannheim: Wir haben uns erst lange unterhalten und das Thema „Sicherheit im Netz“ diskutiert. Erst danach habe ich die Bilder für den Beitrag gedreht und versucht darin die Essenz unserer Diskussion für den Film zu kondensieren. Das vorher entworfene Drehbuch habe ich „on the fly“ angepasst. Bin ich als „Einmannteam“ unterwegs, können Diskussion und Recherche so lange dauern, wie es eben braucht, um das Thema ausreichend zu durchdringen. Schon im Zweierteam ist man häufig zeitlichen Zwängen unterworfen, die ökonomischeres Arbeiten nötig machen.

Dasselbe gilt für den Schnitt: Bin ich als Autor selbst Herr über die Maschine, fließen die Ideen des Drehs nahtlos in die Nachbearbeitung ein, der beabsichtigte Charakter bleibt 1:1 erhalten – auch wenn es im Einzelfall vielleicht mal länger dauert.

Ich möchte an dieser Stelle Prof. Peter Liggesmeyer am Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern, den Hackern im RaumZeitLabor in Mannheim und Oliver Rack in seiner Eigenschaft als „Vernetzer von smart societies“ (IOX) danken, dass sie mir für den Film ihre Zeit geliehen haben.

Um es klar zu sagen: Ich plädiere nicht dafür, dass der Video-Journalist der Standard in Fernseh-Sendern sein sollte. In aller Regel haben Zweier- und Dreier-Teams ihre Berechtigung. Gerade unter dem Druck der Tagesaktualität ist Arbeitsteilung nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, wenn am Abend eine saubere Sendung herauskommen soll. Ausgebildete Kameraleute saugen Bilder auf, schnell, effizient und in hoher Brillanz, während Redakteure recherchieren. Ein Cutter schneidet, mischt und baut kreative Effekte in die Timeline, während der Journalist zeitgleich textet. Schon in einem nicht allzu aufwändigen vierminütigen Beitrag stecken nicht selten 12 bis 16 Mannstunden Arbeit – das ist von einem einzelnen VJ an einem normalen Redaktionstag nicht zu leisten. Außer, man lässt sich auf massive Abstriche bei der Qualität ein.

VJ sein: Emanzipation gegenüber Print-, Online- und Radioleuten

Aber: VJs in einer Redaktion bringen Flexibilität. Sie senken die Reaktionszeit der Redaktion. Sie ermöglichen Drehs, für die sonst keine Kapazität da wäre. Und nicht zuletzt fördert die Arbeit das Verständnis der Disziplinen untereinander: Ein Redakteur, der ab und zu einmal eine Kamera und ein Schnittprogramm bedient, weiß um die Limitierungen der jeweiligen Gerätschaft. Ebenso kann ein schneidender oder textender Kameramann besser einschätzen, welche Bilder tatsächlich für einen Beitrag benötigt werden und passgenauer drehen.

Ich für meinen Teil pflege meine nicht täglichen, aber regelmäßigen Einsätze als VJ aus eigenem Antrieb. Weil es Spaß macht. Weil ich hier umfassend wie sonst kaum das Medium Fernsehen durchdringen kann. Weil es mich als TV-Journalist endlich auf eine Stufe mit Kollegen aus Print- und Onlinemedien sowie Radioleuten stellt – die können schließlich auch alles allein. Und nicht zuletzt, weil mein Sender mir die Chance dazu bietet. Er lässt uns diese Möglichkeiten, uns selbst auszuprobieren und zu experimentieren. Daraus entstand erst in der vergangenen Woche dieser Beitrag über den Heidelberger Doktoranden Moritz Hoffmann auf der re:publica in Berlin.

Es war der erste Magazin-Beitrag in unserer Sendung „RNF Life“, der komplett mit einem iPhone gedreht und dann im „normalen“ Fernsehprogramm gezeigt wurde. Ich erfuhr erst kurz vor der Abreise nach Berlin von Moritz‘ Auftritt dort, hatte keine Kamera im Gepäck, nur mein Smartphone.

IMG_9257Aber das (und die Routine aus früheren VJ-Einsätzen) genügte, um an einem winzigen Tischchen in einem Berliner Hotelzimmer einen sendefähigen 2:45er zu bauen. Ok, es gehörte noch ein bisschen Wissen um Codecs und Halbbilder und Framerates dazu, damit das klappte. Aber das kommt mit der Zeit ja ganz von selbst, wenn man sich häufiger mit diesen Dingen befasst. Kameraleute oder Cutter tun es ja auch. VJ sein bedeutet immer auch zu tüfteln, zu experimentieren, zu optimieren und so mit schlankem Equipment gute Qualität zu liefern. Im Fall des Beitrags über das „Internet of Things“ passte dieses Ansinnen sogar ganz gut zum Thema des Films. Erst moderne Technologie machte dieses Video, produziert mit mehreren Kameras und Mikrofonen von nur einer einzigen Person, möglich. Im Unterschied zum unüberschaubaren Universum des „Internet of Things“ ein Kinderspiel, sie in den Griff zu bekommen.