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Betreutes Daddeln

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Es war vermutlich der humorvollste Moment der „Zur Sache“-Runde (Link zur kompletten Sendung) am vergangenen Freitag: Roland Matzke, Polizist in der Kriminalprävention aus Mannheim, schilderte das erste offizielle Treffen mit Mitgliedern des Chaos Computer Clubs Mannheim im Präsidium: „Wir haben vorher alle Strippen von den PCs abgezogen.“ Und Christian Platz alias @pcopfer vom CCC bestätigte: „Wir Mannheimer sind schon komisch angeschaut worden, als wir im CCC die Polizei als Kooperationspartner im Projekt ‚Chaos macht Schule‘ vorgestellt haben.“ 

Das war vor gut drei Jahren. Inzwischen ist das Vertrauen zueinander erheblich gewachsen, man kennt sich, man duzt sich – und man zieht an einem Strang. Insofern ist es schon etwas Besonderes, was im „Netzwerk Neue Medien Mannheim“ gediehen ist. Unterschiedlichste Organisationen kümmern sich darum, die Aktivitäten zum Jugendschutz im Internet zu kanalisieren und gleichzeitig die verschiedenen Ansätze und Ansprüche im Blick zu behalten. Das gemeinsame Ziel ist, Kindern und Jugendlichen die Medienkompetenz zu vermitteln, die sie brauchen, um sich bewusst im Netz bewegen zu können. Was nicht selten als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ tituliert wird, packen die Beteiligten im Netzwerk ganz konkret und unbürokratisch an. Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger und auch nicht um Verbote, sondern darum, dass Kinder lernen das Netz organisch in den Alltag zu integrieren ohne seine Fallstricke außen vor zu lassen. In diesem Bemühen arbeiten nicht nur Polizei und CCC, sondern zusätzlich Lehrer, Medienpädagogen und Hilfsorganisationen wie Pro Familia und Caritas Seite an Seite. Und das vergleichsweise geräuschlos. (mehr… siehe unten)


Die gesamte „Zur Sache“-Sendung mit dem Titel „Kompetent durchs Netz: Wie uns das mobile Internet vor neue Herausforderungen stellt“ ist in der Mediathek des Rhein-Neckar Fernsehens abrufbar

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Mir kam das Netzwerk zum ersten Mal während der Recherche zu eben dieser „Zur Sache“-Runde aufs Radar. Ich hatte mir überlegt, welche Gruppen ich zur Diskussion mit am Tisch haben wollte, und nachdem ich zwei, drei von ihnen abtelefoniert hatte, kam heraus, dass die entscheidenden Personen sich untereinander alle schon kannten – eben aus der Netzwerk-Arbeit. Das fand ich einigermaßen bemerkenswert, weil ich schon glaube, dass ich in Sachen Internet recht gut vernetzt bin und die Netz-Aktivitäten in der Metropolregion Rhein-Neckar im Blick habe. „Nicht Ihr Versäumnis“, sagte mir dazu Stefan Klinga vom Stadtmedienzentrum Mannheim, „wir hatten bisher nicht Kapazität offensiv an die Öffentlichkeit zu gehen. Das läuft vielmehr so, dass wir uns die Fälle einander zuspielen, wenn jemand mit einer Frage auf uns zukommt. Wir haben viele unterschiedliche Kompetenzen im Netzwerk und leiten Anfragen an den jeweiligen Spezialisten weiter. Das hat bisher sehr gut funktioniert.“

Und so kommt es, dass in Mannheim der CCC mit Materialien von klicksafe.de Workshops für Jugendliche und ihre Eltern anbietet, die von Schulen nachgefragt werden. Die Polizei ist über das Netzwerk eingebunden, wenn Dinge aufschlagen, die man als „Internet-Phänomene“ oder „Smartphone-Phänomene“ bezeichnen kann und die in bestimmten Fällen eine strafrechtliche Konsequenz haben könnten – in der Sendung haben wir das Beispiel „Sexting“ aufgegriffen. Ganz allgemein helfen die Damen und Herren in blau, präventiv vor kriminellen Handlungen im Internet zu warnen, Eltern zu sensibilisieren und Jugendlichen Kompetenz zu vermitteln.

Mit der LMK vor der Haustür ist auch ein Player mit eingebunden, der einen recht guten Draht zu den Repräsentanzen zum Beispiel von Google und Facebook in Deutschland hat. Von Fall zu Fall fließt daher Expertise aus erster Hand ein, wie zuletzt beispielsweise beim Jahresempfang der LMK im Dezember, als Sabine Frank, Googles Leiterin Jugendschutz und Medienkompetenz Europa, mit auf dem Podium stand.

Snapseed

Nun ist unsere Region nicht unbedingt dafür bekannt, dass hier besonders dicke Pflöcke in Netzangelegenheiten in den Boden getrieben werden. Die Diskussion läuft in Hamburg und in Berlin – wir schauen da zuweilen wie kleine Kinder mit großen Augen zu. Es ist gut, dass wir mit einzelnen Playern aus der Region am Puls des Geschehens sind, partizipieren und die Erfahrungen zu Eltern und Kindern tragen, um bei ihnen aus #Neuland vertrautes Land zu machen. Denn es ist ja nun mal so: Das Internet – es geht ja nicht mehr weg.