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Stadtentwicklung Mannheim in der Diskussion

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Kurz vor dem Bürgerentscheid zur Buga23 in Mannheim gab es im Casino des Mannheimer Capitol eine vom Mannheimer Stadtmarketing initiierte Diskussionsrunde über die Stadtentwicklung, die ich moderieren durfte.

Das Podium versprach eine gleichermaßen heterogene wie interessante Diskussion:

Dr. Christina West,
Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie (Abt. VWL) der Universität Mannheim – ihre thematischen Schwerpunkte sind: Stadtgeographie, Sozialgeographie, Bevölkerungsgeographie, Wirtschaftsgeographie mit den regionalen Schwerpunkten: Spanien, Deutschland, EU, Brasilien.

Andreas Kaupp, Kaupp Architekten in Mannheim:
Langjähriger stellvertretender BDA-Vorsitzender und seit drei Jahren Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt und neuer Vorsitzender der Kreisgruppe Mannheim im Bund Deutscher Architekten.

Claus Scholl, Sprecher AKKU (Arbeit und Kunst im KonversionsUmfeld) „Kulturdorf Spinelli“:
Will die Chancen der Konversion nutzen, um die Grenzen zwischen Handwerk, Kunst, musealer Nutzung, kultureller Bildung und Unterhaltung für die Bürger aufzubrechen. Sein AKKU-Projekt befindet sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium und ist offen für weitere Ideen und Interessenten.

Oliver Rack, Gründer von „IOX – Connecting Smart Societies“.
Setzt sich für Digitalkultur und die Informationsgesellschaft ein mit einer Vision über das Jahr 2023, das Jahr der Bundesgartenschau, hinaus.

Wulf Kramer
Arbeitet an der Schnittstelle von Planung, Kunst und öffentlichem Raum; findet seinen Schwerpunkt in partizipativen Entwurfsansätzen, temporären Nutzungen und urbanen Interventionen. Unter anderem hat er das Buschbad mit entworfen – ein schwimmendes Schwimmbad am oder besser im Verbindungskanal.

Mathias Bretschneider
Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord und im Freundeskreis 58, des Fördervereins der Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen.

Die Standpunkte und Statements will ich an dieser Stelle gar nicht im Detail rekapitulieren – das kann man im morgenweb gut nachlesen. Klar wurde an diesem Abend sicherlich, dass es für eine erfolgreiche Konversion kein Patentrezept gibt. So viele Player, so viele Meinungen. Interessant, dass die Stadtplaner noch gar nicht so sehr an die Ausgestaltung der einzelnen Konversionsareale denken, sondern zunächst den großen Zusammenhang der mehr als 500 Hektar großen Flächen sehen. Die Anbindung und Verbindung der ehemaligen Militärflächen sehen sie als Erfolgsfaktor dafür, dass die Areale von der Bevölkerung angenommen werden. Auffällig auch, dass die Runde sich schnell einig war, dass innerhalb der neuen Stadtviertel auch Wildwuchs seinen Platz bekommen soll. Nicht geplant, nicht festgelegt, ohne vorherige Ausweisung der Nutzung. Einfach mal sehen, welche Nutzer sich auf welchen Flächen wohl fühlen und sich clustern. Förderung der Kreativwirtschaft scheint ein nach wie vor wichtiges Thema zu sein, ebenso die Förderung von Manukfakturen. Das fanden die eher wirtschaftlich getriebenen Diskussionsteilnehmer – sagen wir – „romantisch“; sie sehen die Ansiedlung von modernem Produktionsgewerbe als wichtigen Erfolgsfaktor.

Noch nicht so richtig verankert schien mir der Blick in weitere Zukunft zu sein, die Frage: „Wie wird das Leben in den neuen Vierteln in 20, 30 Jahren aussehen, wenn sie erst einmal richtig bezugsfertig sind?“ Mir scheint, der Blick kommt sehr aus der Gegenwart und bezieht künftige technologische Entwicklungen nicht mit ein. Nicht dass ich glaube, dass wir dann alle mit Helikoptern fliegen, es wird wohl auch keine Teleportation und keinen Warp-Antrieb geben, aber irgendetwas wird anders sein. Irgendwas mit Kommunikation, Datennetzen, Funksignalen in der Luft, Automation und autonomen Maschinenentscheidungen, evolutionierter Energieversorgung und neuen Mobilitätskonzepten. Ich habe durchaus versucht, das Thema zu teasern, hatte aber den Eindruck, dass es weder in der Runde, noch im Publikum so recht zündete. Möglicherweise ist es auch zu früh, diese Dinge zu planen, weil der technologische Fortschritt wahrlich nicht im Detail vorhersehbar ist. Aber eventuell könnten heute bereits Rahmenbedingungen geplant werden, auf denen wie auf einer Plattform künftige Technologien aufsetzen können. Wer da Ideen oder Hinweise hat… – gerne in den Kommentaren.