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Im Bemühen um eine enge Anbindung der Region Rhein-Neckar an die Hauptstadt ist diese Meldung ein Rückschlag: Cirrus Airlines stellt mit sofortiger Wirkung den Linienverkehr nach Berlin ein (Pressemitteilung). Genaues weiß man noch nicht; bekannt ist aber, dass die Linie nach Berlin in den vergangenen Jahren bereits an Attraktivität verloren hatte.
Fliegt seit Weihnachten 2011 nicht mehr: Die DO-328 der Cirrus Airlines zwischen Mannheim und Berlin
Der größte Vorteil gegenüber der Bahn war die Zeitersparnis: In gerade einmal einer Stunde konnte man bis 30. Oktober 2008 von Mannheim nach Berlin-Tempelhof und damit mitten in die Stadt fliegen. Morgens hin, abends zurück – Geschäftsleute, Künstler und Politiker wussten diese (wenn auch nicht ganz günstige) Reisemöglichkeit zu schätzen. Sie nahm aus den Meetings in Berlin den Termindruck und ermöglichte so enge und intensive Kontakte in die Hauptstadt.
Mit der Schließung von Tempelhof musste Cirrus Airlines nach Tegel ausweichen. Der Flug wurde dadurch nicht länger, wohl aber die Anbindung in die Stadt. Seit einer Weile wurde bereits gemunkelt, dass mit der bevorstehenden Schließung Tegels und einem abermaligen Umzug, dann auf den Airport Schönefeld, die Linie nicht mehr zu halten sein würde. Zu hoch die Flughafengebühren, zu unattraktiv die Anbindung in die Berliner City, der Zeitvorteil nahezu aufgebraucht. Wie es jetzt heißt, sei mit der früher profitablen Linie zuletzt kein Geld mehr zu verdienen gewesen. Kein Markt mehr für Binnenflieger.
Welche Folgen die Entscheidung von Cirrus Airlines für den Mannheimer City-Airport hat, ist noch nicht abzusehen. Wirtschaftlich kommt er wohl durch, da das Privatfliegergeschäft – unter anderem mit kleinen Jets großer Unternehmen – ja erhalten bleibt. In jedem Fall verliert die Quadratestadt ein Standort-Argument. Mit dem Halbsatz: “In einer Stunde sind Sie in Berlin…” machte man hier gerne Werbung. Das ist nun vorbei. Denn es ist mehr als fraglich, ob sich ein anderer Anbieter findet, der den eigentlich zu kleinen Mannheimer City-Airport bedienen möchte. Die DO-328 mit ihren etwa 30 Sitzplätzen ist das Maximum des Erlaubten auf der Mannheimer Start- und Landebahn. Um konkurrenzfähige Flugpreise anbieten zu können, bräuchte es größeres Fluggerät – und damit einen größeren, zeitgemäßen Regionalflughafen. Doch davon ist Rhein-Neckar zurzeit weit entfernt.
Bleibt in naher Zukunft also nur noch die Bahn von Mannheim nach Berlin. Bei gut fünf Stunden Fahrtzeit einfach werden “Eintagestrips” damit zumindest beschwerlich, wenn nicht sogar für Geschäftsleute gänzlich unattraktiv. Da die Deutsche Bahn zudem gerade angekündigt hat, den Ausbau der Strecke Mannheim – Frankfurt als Schnellbahntrasse bis mindestens ins Jahr 2015 zu verschieben, darf sich die Rhein-Neckar-Region jetzt ganz zurecht abgehängt fühlen.
(editiert, 23.12.11, 12:00 Uhr)