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Das Delta ohne den MEIER

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Die Nachricht war Schlag in den Nacken: Der MEIER wird eingestellt. “Unser” Stadtmagazin in Mannheim macht zum Jahresende die Grätsche. Nach 26 Jahren also: Ende der Ausbaustrecke. Die Planzahlen für das kommende Jahr seien nicht gut genug gewesen, war zu lesen. Eine wirtschaftliche Entscheidung also. Über die Hintergründe weiß ich nicht genug, als dass ich sie qualifiziert kommentieren könnte. In Kollegenkreisen herrschte schon länger Unruhe, die Zukunft des Magazins galt als unsicher. Wer konnte, suchte sich neue Arbeit. Ich hätte vergangene Woche beim Check meiner Kontoauszüge bereits die Alarmglocken hören können, als ich eine Gutschrift des Verlages auf meinem Konto fand. Das fürs Abo vorab bezahlte Geld war zurück überwiesen worden. Das stand so aber nicht dabei, ich ging von einer Fehlbuchung aus und dachte mir nicht viel dabei. Dass es künftig keine Leistung für mein Geld mehr geben würde – das hatte ich da so noch nicht auf dem Schirm.

Vielleicht passt Papier tatsächlich nicht mehr in die Zeit, vielleicht ist der MEIER ein regionalprominentes Opfer des Medienwandels. Vielleicht ist die “alte” Zielgruppe aus dem MEIER-Konzept herausgewachsen und die junge Generation nie hinein. Ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß: Für uns Anfangvierziger in der Metropolregion Rhein-Neckar geht eine Ära zu Ende. Als ich anfing um die Häuser zu ziehen, hatte sich der MEIER gerade bei der jungen Generation etabliert. Er war unsere Veranstaltungsbibel, ein lückenloses Curriculum über alle Events und Locations im näheren und weiteren Umkreis. Die Planungsgrundlage jeder Abendgestaltung. Diese Rolle hat ihm im Lauf der Jahre das Internet weitgehend abgenommen. Als Veranstalter hatte man sich bis in die ersten 2000er-Jahre den MEIER-Redaktionsschluss ins Schwarze Brett gemeißelt: Hatte man seine Veranstaltungen nicht im MEIER-Kalender, bedeutete das erhebliche Umsatzeinbußen. Kurzfristig noch einen Gig reinnehmen? Sinnlos, wenn das Konzert nicht im MEIER angekündigt werden konnte. Als alles online verfügbar und die Terminkalender der Veranstaltungshäuser ergooglebar wurden (und die breite Masse dies auch tat), relativierte sich diese wichtige Kernfunktion des Stadtmagazins.

Was sich nicht änderte, war seine journalistische Funktion. Ich mochte die Geschichten, die der MEIER machte, abseits des Mainstreams, frech, unterhaltsam, blickwinkelvariabel, mit einem Riecher für interessante Ansätze. In seinem über ein Vierteljahrhundert gepflegten alternativen Konzept war das Magazin regional etabliert und fand Beachtung. Der Serviceteil exzellent, die Themen lesernah. Was die Redaktion nun auf ihrer Webseite schreibt, klingt einigermaßen resigniert:

[…] Wir selbst können uns Leben im Delta ganz ohne MEIER momentan nicht vorstellen. Keine Ahnung, wie es weitergeht. Fest steht nur, dass wir in der letzten Ausgabe einen Rückblick auf 26 wilde Jahre bringen werden – und nicht sang- und klanglos von der Bühne gehen. 

Ein Delta ohne MEIER ist ein Delta mit Lücke. So muss man das wohl sehen.