Lesezeit: 228 Sekunden
Der Ort war außergewöhnlich. Und außergewöhnlich gut gewählt. In den Büroräumen von ueberbit, im obersten Stockwerk des Speicher 7, des zurzeit wohl hippsten Gebäudes in Mannheim, präsentierten Stadtmarketing und Süddeutsche Zeitung Publishing die erste Ausgabe des „Mannheim Magazin“.
Von dort oben liegen einem die Stadt, die Region und der Rhein zu Füßen. Der Blick ist gefangen von der untergehenden Sonne über der Haardt, schweift zu den Lichtern der Rhein-Galerie, lässt sich ablenken vom rasenden Blaulicht eines Polizeiwagens. Folgt den Wellen des Flusses, nimmt den Hafen ins Visier, sucht ein anderes Fenster und darin die Quadrate, Türme, Hochhäuser. Die Szene hat etwas Metropoliges – und trifft damit exakt den intendierten Geist der Veranstaltung.
Es sind vor allem Kreative und Medienleute, die das neue Magazin an diesem Abend aus der Taufe heben, an die zweihundert. Das Magazin: 36 Seiten, die im Einklang stehen mit dem „Köln Magazin“, dem „Hamburg Magazin“ oder dem „Dresden Magazin“ aus dem Verlag der Süddeutschen.
Freilich – Herausgeber des Heftes ist, das geht aus dem Impressum hervor, das Stadtmarketing Mannheim. Gleichwohl betont Georg Sahnen, Geschäftsführer des Stadtmarketings, den journalistischen Ansatz des Heftes, das „nicht zu werblich werden sollte“. Es sei ein wahrnehmbar externes Magazin, ein journalistisch-glaubwürdiges Produkt. An diesem Abend im Speicher 7 gibt es einen ersten Blick ins Heft, das erst in gut einer Woche einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein wird.
Szene, Internationalität, Mannemer Originale
Die erste Ausgabe führt ihren Leser in die kreative Szene der Stadt und damit nachgerade zwangsläufig in den Jungbusch. Musikpark, Popakademie, die Popbeauftragte Beril Yilmam, der städtische Beauftragte für Pop- und Kreativwirtschaften Sebastian Dresel. Autor Till Krause zeichnet ein differenziertes und doch leichtes Bild von den Aushänge- und Werbeschildern Mannheims. Redaktionsleiterin Lisa Frieda Cossham dokumentiert ihr Gespräch mit Saki, dem Wirt des „Rhodos“, dem Tor zum Jungbusch. Das Rezept „Szeneviertel + Internationalität + Mannemer Original“ geht auf: das Interview gehört zu Highlights des Heftes, das tatsächlich immer dann am besten funktioniert, wenn es Personen in den Mittelpunkt stellt. Michael Herberger, der „Sohn Mannheims“ und Urgroßneffe Sepp Herbergers, schickt die Menschen zur Gastronomie oben „im Engelhorn“, Regisseur Philipp Kohl formuliert die Neckarspitze als Geheimtipp, Hafenmeisterin Regina Güntert den Marktplatz und das „Istanbul“. Joy Fleming gewährt Einblick in ihren Kalender und verrät, welche Veranstaltungen sie im Sommer besuchen wird. Jochen Hecht seufzt: „Endlich wieder daheim“.
Am Ende finden sich dann doch irgendwie alle wieder: Das Nationaltheater, die rem, der Maimarkt, die SAP-Arena, Stadtfest, Pferderennbahn. Raue Stadt, moderne Stadt, kreative Stadt, liebevolle Stadt.
Irgendwie ist es beruhigend, dass die Münchner Macher mit ihrem „unverstellten Blick von außen“ nichts dramatisch Neues entdeckt haben, das uns einheimischen Medienmachern früher verborgen geblieben wäre. Oder unseren Zuschauern. Oder unseren Lesern und Zuhörern.
Reiseführer im Zeitschriftenformat
Zweifellos: Das „Mannheim Magazin“ ist gut gemacht. Am 26. März wird es der „Süddeutschen Zeitung“ beiliegen und so in jeden Winkel der Republik verteilt werden. Die Leser von Lübeck bis Berchtesgaden werden eine facettenreiche, junge, sympathische Stadt kennenlernen. Und genau darum dürfte es eigentlich gehen: Das Mannheim Magazin ist – zumindest in seiner ersten Ausgabe – eben kein Stadtmagazin, sondern eine Art Reiseführer im Zeitschriftenformat. Ein Appetitmacher. Dass es am Ende PR ist – egal. Letztlich erhebt die Publikation nicht den Anspruch, ein journalistisches Produkt zu sein.
Dafür spricht alleine schon der Untertitel des Heftes: „Das Mannheim Magazin – Stadt im Aufbruch“. Der Aufbruch, der hier beschrieben ist, ist für jeden Mannheimer mindestens zehn Jahre alt. Eher sogar noch älter. Die „neue“ Musikkultur, der Musikpark, die Fokussierung auf die Kreativwirtschaft, die Co-Existenz von Industrie und Kultur. Für Mannheim ist das seit geraumer Zeit gelebter Alltag. Für einen Großteil der Deutschen außerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar ist es indes noch immer neu. Ein Faktor, der sich gut vermarkten lässt.
Dass der Fokus auf die Kreativwirtschaft nun von außen gesetzt werde, sei eine wichtige Bestätigung und ein Beleg dafür, dass dieses Markenmerkmal Mannheims jetzt auch außerhalb Wahrnehmung finde, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei der Präsentation. Und: Er hoffe, dass die Stadt so vielgestaltig sei, dass ein Magazin nicht ausreiche. Weitere Ausgaben sind also nicht ausgeschlossen.
Am Tag vor dem Erscheinen in der SZ wird das Heft auch dem Mannheimer Morgen beiliegen, so dass sich auch die Bürger Mannheims ein Bild von der Außendarstellung der Stadt machen können. Außerdem ist das Heft im Apple App-Store abrufbar.