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Mannheim, 36 Grad. Die Stadt schwitzt. Nicht eben der beste Tag, um ein Musikfestival aus der Taufe zu heben. Unter der Kuppel des Capitol soll an diesem Abend die „Mannheim Music Night“ steigen, Auftakt der ersten „Mannheim Music Week“. Tatsächlich entscheiden sich einige potenzielle Besucher offenbar doch lieber für den Besuch im Biergarten: Nur an die 100 zahlende Gäste lösen an der Abendkasse ein Ticket für das Mini-Festival. Was der Stimmung am Ende aber keinen Abbruch tut, denn der Abend im Capitol wird heiß – und das hat nichts mit den Außentemperaturen zu tun. Vielleicht steht der Verlauf dieses Auftakts sinnbildlich für die gesamte Woche.
Das Lineup mit Joris, Haller, Amsterdamn und Julius Gale, der für die erkrankte MINE einsprang (hier die Vorschautexte über die Bands bei my-we.de), ließ den Funken überspringen. Junge, frische Musik aus Mannheim, aus dem Dunstkreis der Popakademie – das zog. Und auch wenn das Haus nun nicht gerade wegen Überfüllung geschlossen werden musste: Ich fand den Start der Mannheim Music Week gelungen. In den kommenden Tagen werden sich Konzerte, Workshops, Vorträge und sogar ein Musikflohmarkt für Kinder im Capitol abwechseln, mit einem dem Semesterabschlusskonzert der Popakademie als Finale.
Ich bin sehr froh, dass dieses Konzept in Kooperation mit dem Clustermanagement Kreativwirtschaft fliegen gelernt hat. Ich habe es bei der Eröffnung des Festivals heute Abend (wieder einmal) gesagt: Das Capitol in seiner heutigen Form wollte und will immer auch ein Forum für die kreativen, jungen Musiker in der Stadt sein. Man kann das in den Artikeln von 1998, dem Gründungsjahr der Capitol Betriebs-GmbH, nachlesen (wenn man sie online findet, hust…): Das Haus will dazu beitragen, dass Kultur in Mannheim einen Nährboden hat und will ihr seine Kapazitäten zur Verfügung stellen – in einem für das Haus leistbaren Maß. Da es keine strukturelle finanzielle Förderung aus der öffentlichen Hand erfährt, ist es zunächst einmal auf Umsatz aus kommerziellen Veranstaltungen angewiesen – Geld zum Verprassen ist da eher nie da. Unser Anspruch war aber dennoch immer, junge Künstler am Ruf des Hauses partizipieren zu lassen, sie wenigstens ideell zu fördern, im Rahmen der Möglichkeiten eben – und wenn es nur hier und da mal eine Auftrittsmöglichkeit auf der Capitol-Bühne wäre, die schon von Stars mit richtig großen Namen bespielt wurde. Der „Mannheimer Morgen“ beispielsweise trug diesen Gedanken sehr bald mit und initiierte früh die Reihe „Rock im Quadrat“ mit Newcomerbands aus der Region.
Die „Mannheim Music Week“ spielt den Ball in meinem Empfinden nun noch eine ganze Ecke weiter. Außer den Konzerten gibt es hier mit den Vorträgen und Workshops eine Plattform zum Austausch und zur Diskussion, komprimiert in einem überschaubaren Zeitraum und damit sehr konzentriert. Diese zusätzlichen Veranstaltungen haben das Potenzial die Musikwirtschaft für Außenstehende transparenter zu machen und einen Einblick in das Innenleben etwa der Popakademie oder des Clustermanagements zu geben. Das formulierte Ziel, ein Forum zu schaffen, ist damit erfüllt. Die Zeit dafür war reif. Vermutlich werden die Zuhörer und Besucher uns nicht die Bude einrennen, nicht in diesem Premierenjahr. Aber hoffentlich werden diejenigen, die da waren, am Ende begeistert sein – so wie es heute zum Auftakt der Woche war. Vermutlich braucht es einen längeren Atem, um ein Format wie die „Mannheim Music Week“ zu etablieren. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir den haben.
Bilder von der „Mannheim Music Night“ am 19.07.2014:
Hinweis: Ich bin Gründungs- und Mitgesellschafter der Capitol Betriebs-GmbH, Mannheim.