Warum Künstliche Intelligenz nicht in der Wolke lebt
In der zweiten Ausgabe von Books & Bolo sprechen Johannes Tröger und ich über „Atlas of AI“ (2021) von Kate Crawford – ein Buch, das KI radikal erdet: weg vom Mythos, hin zu Rohstoffen, Arbeit, Macht und Politik. Kein Technikhandbuch, sondern eine präzise Gesellschaftsanalyse. Und: Wir greifen Hörer-Feedback zu Folge 1 auf, vom Bolo-Rabbit-Hole bis zu Spaghetti-Eis aus Mannheim.
Worum es geht
Crawford zeigt, dass KI weder „künstlich“ noch „intelligent“ im landläufigen Sinn ist. Sie ist ein System aus Materie, Energie, menschlicher Arbeit und Daten, eingebettet in ökonomische und staatliche Strukturen. Das Buch liefert damit einen Atlas der Voraussetzungen – und Nebenwirkungen – von KI.
Zentrale Fragen der Folge:
Welche Rohstoffe und Energien stecken in Rechenzentren und Chips – und welche ökologischen Kosten entstehen?
Wessen Arbeit macht KI möglich (Stichwort Ghost Work, Moderation, Datenlabeling)?
Wie formen Klassifikationen (Kategorien) unsere soziale Realität – bis hin zu Kreditvergabe und Sicherheitschecks?
Wie nutzen Staaten und Konzerne KI als Infrastruktur der Macht?
Was bedeutet das für Regulierung und die Aushandlung einer wünschbaren digitalen Zukunft?
Die Kapitel des Buches – und was wir dazu diskutieren
Earth – KI beginnt im Boden: Lithium, seltene Erden, Wasser, Strom. Die „Cloud“ ist ein Industriepark.
Labor (Arbeit) – Unsichtbare Tätigkeiten, Taktzeiten, Optimierung; Menschen füllen Lücken, die Maschinen (noch) nicht schließen.
Data – Datenherkunft, Verzerrungen, historische Prägungen; warum Trainingsdaten Vergangenheit konservieren.
Classification – Kategorien sind nie neutral; sie definieren, wer Chancen bekommt – und wer durchs Raster fällt.
Optimization – Wenn Software alles auf Zeit und Effizienz trimmt, verschwinden nicht messbare Werte wie Empathie.
State – KI als Governance-Infrastruktur: Überwachung, Profilbildung, privater und staatlicher Schulterschluss.
Zitat (aus der Folge): „Die Cloud schwebt nicht – sie steht auf Beton. Rechenzentren, Stromtrassen, Minen: KI hat einen Körper.“
Drei Einsichten, die bleiben
Materialität statt Magie: Hinter jeder KI-Anfrage stecken Wasser, Strom, Silizium – und lange Lieferketten.
Macht durch Modelle: Klassifikationen sind Politik mit anderen Mitteln. Wer die Kategorien baut, gestaltet Realität.
Aushandlung jetzt: Regulierung, Transparenz und Rechenschaft sind keine Kür, sondern Voraussetzung für Vertrauen.
Warum das 2021 erschienene Buch heute (noch) aktueller ist
Seit ChatGPT (Ende 2022) hat KI den Alltag erreicht. Crawfords Grundlagen – Ressourcen, Arbeit, Klassifikation, Staat – sind deshalb nicht veraltet, sondern zur täglichen Praxis geworden. Genau hier liefert „Atlas of AI“ den begrifflichen Werkzeugkasten.
Kontext & Beispiele aus der Folge
Zeit als Machtfaktor: Von Eisenbahnzeit zu Googles „True Time“ – Synchronisierung ermöglicht Skalierung.
Wir schließen akribisch offene Schleifen aus Folge 1 (Stichwort Bolognese, Ragù, Tomate in Europa) – und landen kurz bei Spaghetti-Eis (Mannheim lässt grüßen). Bücherpodcast, ja. Aber wir kochen nebenbei gern mit Fakten.
Unser Fazit
„Atlas of AI“ zwingt dazu, KI nicht als Zaubertrick, sondern als Infrastruktur zu betrachten – mit Kosten, Profiteuren und Folgen. Wer über Chancen reden will, muss die Voraussetzungen und Nebenwirkungen kennen. Das Buch liefert die Landkarte dafür.
Ausblick: Folge 3
Nächstes Mal wechseln wir ins Literarische: Benjamin Labatut – „The Maniac“. Ein Roman über John von Neumann, Mathematik, Computerpionier, Manhattan Project – und die Grenzen zwischen Genie und Verantwortung.
Hinweise
Hören/Sehen: Die komplette Folge gibt’s auf Spotify, Apple Podcasts und YouTube.
Buch: Kate Crawford, Atlas of AI – Power, Politics, and the Planetary Costs of Artificial Intelligence, 2021.
Feedback: Fragen, Kritik, Buchempfehlungen oder Lust, als Gast dabei zu sein? Gern melden.
Lesezeit: 181 Sekunden
Warum Künstliche Intelligenz nicht in der Wolke lebt
In der zweiten Ausgabe von Books & Bolo sprechen Johannes Tröger und ich über „Atlas of AI“ (2021) von Kate Crawford – ein Buch, das KI radikal erdet: weg vom Mythos, hin zu Rohstoffen, Arbeit, Macht und Politik. Kein Technikhandbuch, sondern eine präzise Gesellschaftsanalyse. Und: Wir greifen Hörer-Feedback zu Folge 1 auf, vom Bolo-Rabbit-Hole bis zu Spaghetti-Eis aus Mannheim.
Worum es geht
Crawford zeigt, dass KI weder „künstlich“ noch „intelligent“ im landläufigen Sinn ist. Sie ist ein System aus Materie, Energie, menschlicher Arbeit und Daten, eingebettet in ökonomische und staatliche Strukturen. Das Buch liefert damit einen Atlas der Voraussetzungen – und Nebenwirkungen – von KI.
Zentrale Fragen der Folge:
Die Kapitel des Buches – und was wir dazu diskutieren
Zitat (aus der Folge):
„Die Cloud schwebt nicht – sie steht auf Beton. Rechenzentren, Stromtrassen, Minen: KI hat einen Körper.“
Drei Einsichten, die bleiben
Warum das 2021 erschienene Buch heute (noch) aktueller ist
Seit ChatGPT (Ende 2022) hat KI den Alltag erreicht. Crawfords Grundlagen – Ressourcen, Arbeit, Klassifikation, Staat – sind deshalb nicht veraltet, sondern zur täglichen Praxis geworden. Genau hier liefert „Atlas of AI“ den begrifflichen Werkzeugkasten.
Kontext & Beispiele aus der Folge
Hörer-Feedback & kulinarische Nebenstränge (mit Augenzwinkern)
Wir schließen akribisch offene Schleifen aus Folge 1 (Stichwort Bolognese, Ragù, Tomate in Europa) – und landen kurz bei Spaghetti-Eis (Mannheim lässt grüßen). Bücherpodcast, ja. Aber wir kochen nebenbei gern mit Fakten.
Unser Fazit
„Atlas of AI“ zwingt dazu, KI nicht als Zaubertrick, sondern als Infrastruktur zu betrachten – mit Kosten, Profiteuren und Folgen. Wer über Chancen reden will, muss die Voraussetzungen und Nebenwirkungen kennen. Das Buch liefert die Landkarte dafür.
Ausblick: Folge 3
Nächstes Mal wechseln wir ins Literarische: Benjamin Labatut – „The Maniac“. Ein Roman über John von Neumann, Mathematik, Computerpionier, Manhattan Project – und die Grenzen zwischen Genie und Verantwortung.
Hinweise
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