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Nun also noch ein Blog. Noch ein Twitter-Account. Noch eine Online-Identität. Noch dazu unter Klarnamen. Warum das?
Als @kirscheplotzer bin ich seit etwa 2002 immer mal wieder und seit 2007 sehr intensiv im Netz unterwegs. Ich habe alles ausprobiert und mich überall eingeloggt. Rumgespielt und Spaß gehabt. Alles Mögliche gepostet, privat und beruflich, so wie es gerade kam. Das war – in meiner Wahrnehmung – alles in Ordnung, solange die Netzgemeinde “unter sich” und vor allem selbstreferenziell war. Inzwischen aber ist das Netz “massentauglich”, es geht immer mehr wirklich um Themen und weniger um die Möglichkeiten ihrer Verbreitung. Dienste wie Twitter und Plattformen wie Facebook erreichen Millionen von Menschen, die sie nicht um ihrer selbst, sondern um ihrer Inhalte Willen nutzen – was ich gut finde.
Das bringt mit sich, dass das bei mir mitlesende Publikum unterschiedliche Erwartungen hegt. Menschen, die mich seit Jahren aus dem Netz kennen, haben sich wahrscheinlich an den inhaltlichen Mix in meiner Timeline gewöhnt, der tatsächlich oft meinen Tagesablauf widerspiegelt. Da reihen sich morgendliche Kaffeetweets an Kopfschmerz-Updates, aktuelle Recherchezwischenstände wechseln sich mit Frozzeleien gegen Kollegen ab, zwischendurch reiht sich ein mehr oder minder gelungener instagr.am-Snapshot ein und so weiter. Struktur ist anders. Damit können Menschen, die “neu” ins Web kommen, unter Umständen nichts anfangen.
Sie kennen mich häufig, so doof das klingt, aus dem Fernsehen (zumindest hier in Rhein-Neckar) und verstehen es nicht, wenn ich bei einem Mem mitspiele, einfach nur mal ein “Aaaargh!” oder ein “Hach!” in die Welt puste oder per Foursquare in ein Campingzelt einchecke. Wie auch?
Sie erwarten Tweets oder Posts aus einem Umfeld, in das sie mich einordnen können – und das wäre zum Beispiel: Fernsehen, Video, Journalismus, Web, Regionales aus Rhein-Neckar, ab und an ein bisschen was Technologisches. Eben das, womit ich mich als Mitglied einer TV-Redaktion und als Video-Journalist auseinandersetze. Was ich aufsauge, diskutiere und weiterverteile. In meinem bisherigen Gemischtwarenladen gingen diese Themen im Wust des sonstigen Webverkehrs unter, fanden keinen richtigen Platz.
Dafür gibt es nun dieses vergleichsweise nüchterne Blog und das Twitter-Account @ralphkuehnl – quasi als meine “professionelle” Netzidentität im Sinne von: beruflicher Identität.
Der @kirscheplotzer in seiner netzaffinen, gefilterten Privatheit bleibt natürlich in der alten Form erhalten, und ich lade gerne alle Mitlesenden ein, ihm auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen (siehe auch kirscheplotzer.de) zu folgen – und damit aber auch alle Experimente und den unzusammenhängenden Nonsens zu ertragen, der da zuweilen am Netz gewordenen Lagerfeuer passiert. 😉
Dass es zuweilen Überschneidungen zwischen den beiden Identitäten geben wird, das liegt wohl in der Natur der Dinge.