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Open Data: Mannheim will noch zu den Vorreitern gehören

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[AKTUALISIERT MIT VIDEO-BEITRAG] In Mannheim nimmt das Thema „Open Data“ an Fahrt auf. Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung am 24. März 2015 die Errichtung eines „Open Data“-Portals beschließen, das ab September 2015 am Start sein soll. Die Zustimmung gilt als sicher. Auch deshalb, weil der Stadt keine externen Kosten durch die Einrichtung entstehen.

Zunächst will die Stadt 20 Datensätze in das Portal einstellen: Wahlergebnisse, Informationen zum städtischen Haushalt, Geo-Daten und Daten zu Einwohnern, wie es in einer Pressemitteilung der Stadt heißt. Sicherheitsrelevante oder personenbezogene Daten bleiben außen vor. Mannheim realisiert das Vorhaben mit Unterstützung durch Microsoft im Rahmen des Projektes „City Next“. (Bitte lesen Sie weiter unten weiter…)

Video-Beitrag aus RNF Life

Der folgende Beitrag wurde am Freitag, 20. März 2015 in der Sendung „RNF Life“ des Rhein-Neckar Fernsehens ausgestrahlt.

Die Stadt baut nicht auf eine proprietäre Lösung. Wie es in der Gemeinderatsvorlage heißt, setzt sie auf die Standardlösung DKAN. Die Daten werden unter der „Deutschlandlizenz 2.0 – Namensnennung“ zur Verfügung gestellt. Sie dürfen kommerziell und nicht-kommerziell genutzt werden.

Dass die Stadt „Open Data“ nun auf die Agenda genommen und konkrete Pläne zur Umsetzung gefasst hat, ist auch ein schöner Erfolg für Oliver Rack und seine Initiative „Open Data Rhein-Neckar“.

Seit 2013 betreibt er Werbung für die Bereitstellung offener Daten – und es dauerte eine Weile, bis er Gehör fand. Anfang Dezember vergangenen Jahres machten wir „Open Data“ bereits zum Thema unserer Diskussionsrunde „Zur Sache“ bei RNF. Darin versuchten wir, den zuweilen doch sehr abstrakten Themenkomplex in Beispielen greifbar zu machen.

Den Durchbruch packte Open Data in der Metropolregion Rhein-Neckar mit dem Hacktogether zum „Open Data Day“ im zeitraumexit im Stadtteil Jungbusch am 21. Februar 2015.

Hier wurde auch den Zaungästen klar, was der kreative Umgang mit offenen Daten zu leisten vermag. Ganz konkret: Die Möglichkeit, die eigene Straßenbahn auf ihrem Weg durch Mannheim, Ludwigshafen oder Heidelberg verfolgen zu können, beflügelte die Phantasie auch jener Besucher, denen Open Data bis dato zu abstrakt erschien. Und die Idee eines „barrierefreien Routenplaners“ auf Basis offener Daten machte einen ganz konkreten und sinnvollen Nutzen klar.

Das Problem hier: Die bisher vorhandenen Daten wurden von der Community selbst zusammen erhoben. Klarer Appell an die Verwaltung: Alles wäre einfacher, lägen die erforderlichen Datensätze zum Download bereit.

Bei der Präsentation der Ergebnisse des Hacktogethers im Mannheimer Rathaus roch der zuständige IT-Dezernent Christian Specht – man kann es kaum anders sagen – Lunte. Die Veranstaltung war als einstündige Pressekonferenz angesetzt. Außer RNF waren keine Medienvertreter zugegen – auch das ein Indiz dafür, als wie wenig griffig Open Data für Öffentlichkeit bisher gesehen wird. Letztlich ging man erst nach zweieinhalb Stunden wieder auseinander: Der Bürgermeister, die Spezialisten der IT-Abteilung der Stadtverwaltung und die Hacker der Open Data-Szene waren von der reinen Präsentation fließend in ein Brainstorming darüber geglitten, welche Projekte künftig möglich wären.

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Bürgermeister Specht bot schon Unterstützung bei der Gründung eines Start-ups an, sollte sich einer der Programmierer mit einer solchen Idee auf der Basis offener Daten tragen. Die Stimmung wurde fast schon euphorisch bei den Überlegungen darüber, welche Daten sich künftig verknüpfen ließen.

Etwa in diesem Fall: Die Stadt sieht in den kommenden Jahren großen Herausforderungen im Straßenverkehr entgegen. Die Folgen durch den bevorstehenden Abriss der Hochstraße Nord, die Ludwigshafen mit Mannheim verbindet, sind noch gar nicht absehbar – und gerade hier sieht Christian Specht eine Chance, durch offene Daten mehr Transparenz und konkrete Hilfe für vom Stau geplagte Bürger zu schaffen.

Wie auch immer dieses Vorhaben ausgeht – für Oliver Rack und seine Initiative ist ein erstes Ziel geschafft: Die Region Rhein-Neckar hat beim Thema Open Data die Nase noch vorne, neben den bekannten Playern wie Hamburg oder Ulm. Ob die Region wirklich ein „Hot Spot“ der Open Data-Szene ist, das muss sie mit künftigen Projekten erst noch belegen. Ihre Chancen es zu werden, sind durch die Partnerschaft mit der Stadtverwaltung jedenfalls gestiegen. Und auch die Chancen, dass weitere Verwaltungen und öffentliche Institutionen dem Vorbild der Stadt folgen.

Wichtige Schritte auf dem Weg zu einer transparenteren Verwaltung und zu einem höheren Beteiligungspotenzial für Bürger bei aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.


 

Hinweis: Die O-Töne auf dieser Seite sind dem Rohmaterial von Dreharbeiten während der genannten Pressekonferenz entnommen.


 

Nach dem „Hacktogether“ am Open Data Day in Mannheim produzierte Gallion diesen Film. Ich bette ihn von der „Open Data Rhein-Neckar“-Facebookseite ein.

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