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Flucht vor der Silvester-Böllerei: Mit dem Hund ins Flughafen-Hotel

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Die Gesichter der Menschen sehen ausgeschlafen aus. Gar nicht verkatert oder übermüdet. Es ist der Neujahrsmorgen, es ist gerade mal viertel vor acht. Und es ist schon ganz schön was los in den „Gateway Gardens“, einem grünen Areal in unmittelbarer Nähe von Terminal 2 am Flughafen Frankfurt. Der Grund für das lebendige Treiben zu dieser ungewöhnlichen Uhr ist einfach: Die Hunde müssen Pipi.

Moment, langsam, erst nochmal ordnen: Was genau haben Silvester, Neujahr, Flughafen und Hunde miteinander zu tun? Nun – es gibt da diesen Tipp, der in der Hundeszene schon eine Weile herumgereicht wird und der sich inzwischen auch seinen Weg in breitere Bevölkerungsschichten bahnt: Der ideale Platz, um seinem Hund Panikattacken durch das Silvesterfeuerwerk zu ersparen, ist ein Flughafenhotel. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen gibt‘s am Flughafen grundsätzlich ein Böllerverbot und zum anderen sind die Fenster in Flughafenhotels so massiv gedämmt (eigentlich wegen des Fluglärms), dass der Lärm des Feuerwerks nicht ins Gebäude dringt. Sollte man meinen – aber dazu gleich noch mehr. Zurück zum Morgenspaziergang, der uns mehrfach kreuz und quer durch die kleine Parkanlage führt.

„Unkonventionell“ – so lässt sich der Weg durch die Gateway Gardens am Neujahrsmorgen vermutlich am besten beschreiben.

„Das war die beste Entscheidung seit langem“, ruft mir die Frau am Ende der Leine von Max zu. Max ist ein Golden Retriever von vier Jahren. Wie die Frau heißt… weiß ich nicht. Die Hundenamen lernt man auf einer Gassirunde sehr schnell kennen. Die der Menschen in vielen Fällen nie. „Max hat Mitternacht einfach verschlafen, das hatten wir noch nie“, sagt die Frau, während Max noch einmal das Beinchen hebt. Dann gehen beide weiter.

Tipp aus der Hundeszene

Yoda und ich gehen auch weiter. Yoda schnüffelt und sucht nach dem idealen Platz, um sein Geschäft zu verrichten. Ich schaue mich um und zähle in dem etwa fußballfeldgroßen Park auf Anhieb 15 Hund-Mensch-Teams. Und während wir weiter trotteln, kommen noch welche dazu, andere gehen. Die angrenzenden Hotels sind allesamt einigermaßen gesichtslos – aus allen aber kommen Hunde und ihre Halter, vom Havaneser bis zum Schäferhund, vom Labrador bis zum Berner Sennenhund.

Wir hatten uns im Moxy eingemietet, relativ spontan, nachdem ich den Tipp mit dem Airport-Hotel im Podcast „Hundestunde“ von Conny Sporrer und Marc Eichstedt gehört hatte. Und ich dachte: Klasse! Denn im vergangenen Jahr, obwohl wir zu Mitternacht über die Autobahn brummten, um dem Feuerwerk zu entgehen, ging es Yoda richtig mies. Er rastete fast aus vor Angst. Das Airport-Hotel als Ausweg – klang super! Kurz nochmal angerufen und vergewissert, dass Hunde als Gäste kein Problem sein würden, online gebucht, fertig. Um vor Ort dann festzustellen, dass ich die Idee nicht alleine hatte. Schon in der Lobby hätte man glauben können, in der Nachbarschaft finde eine Hundemesse statt, und alle Teilnehmer nächtigten hier. An der Rezeption, im Restaurant – überall Vierbeiner, Frauchen und Herrchen. Allesamt in friedlicher Koexistenz übrigens, ohne größeres Gebell oder Gezerre.

Feuerwerk ist rund um dem Flughafen verboten – gut für ängstliche Hunde.

Wir bezogen unser Zimmer, und tatsächlich: Bei geschlossenem Fenster – himmlische Ruhe! Wenn man es öffnete und raushorchte: Das laute Rauschen der A3 nur ein paar Meter weiter, der Krach der Flugzeuge vom Rollfeld, ja, und in der Ferne auch ein paar verfrühte Böller. Bei geschlossenem Fenster: nichts.

Die feinen Antennen Master Yodas

Und so hatten die Hunde an diesem Abend auch eine sehr ruhige Zeit. Bis Mitternacht. Ich für meinen Teil verschlief den Jahreswechsel, nahm vom Silvesterfeuerwerk gar nichts wahr. Stille. Auch Paco, der Cockerpoo, pennte weiter. Nur Yoda, mein Rhodesian Ridgeback, stand plötzlich doch wieder auf dem Bett wie eine Eins – hellwach, zitternd, hechelnd, speichelnd. Seine sehr feinen Antennen nahmen ganz offenbar wahr, dass sich weit draußen doch etwas Ungewöhnliches tat. Also anders als Max, der Golden Retriever. Doch gerade, dass Yoda auch hier Stress zeigte, macht ja klar, wie wichtig und sinnvoll die Aktion war – wie wäre das wohl erst zu Hause gewesen, wo in der Straße und im Viertel hemmungslos geböllert wird? Schon seit den Weihnachtsfeiertagen will der Ridgeback kaum noch vor die Tür, weil es irgendwo in der Stadt schon vereinzelt Böllerschläge gab.

Master Yoda – normalerweise gibt er den selbstbewussten, entspannten Bürohund. An Silvester packt den Rhodesian Ridgeback aber die Angst.

Bei laufendem Fernseher und kuschelnd im Bett beruhigte sich Yoda nach etwas mehr als einer halben Stunde wieder und schlief dann ruhig bis zum Morgen durch. Auch die Pipirunde machte er entspannt mit – mit all den anderen Kumpels, die eben auch da waren.

Was uns nun als Aufgabe bleibt: Im kommenden Jahr am besten sehr bald ein Training beginnen, damit Yoda künftig an Silvester resilienter wird. Und einen Termin in der Wiedervorlage anlegen, um wieder rechtzeitig ein Zimmer im Airport-Hotel zu buchen. Denn besser kann man ängstlichen Hunden das Geböller tatsächlich kaum vom Leib halten, wenn man nicht gleich ganz weit weg fahren will.