Es war wieder einer dieser Abende, an denen Denken und Pasta aufeinandertreffen. Johannes Tröger und ich haben uns für eine neue Folge unseres Podcasts „Books & Bolo“ zusammengesetzt – Mikrofone an, Bolognese auf dem Herd. Und wieder war’s eines dieser Bücher, das uns so schnell in Fahrt gebracht hat, dass wir kaum merkten, wie viel Zeit vergeht: The MANIAC von Benjamín Labatut.
Hier geht’s direkt zur neuen Folge:
BTW: Wer uns abonnieren will, kann das auf den gängigsten Podcast-Plattformen tun: Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music – und auf YouTube.
Das Buch erzählt nichts weniger als die Geschichte des Denkens – von seiner Verzweiflung über seinen Triumph bis zu seinem Kontrollverlust. Und weil das so groß klingt, sind wir lieber klein eingestiegen: mit Rückmeldungen von Hörerinnen (und ein paar Hörern, bitte mehr davon!), einem kurzen Blick auf meine Crocs, die im YouTube-Video der letzten Folge offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, und der Erkenntnis, dass man manchmal nicht alles verstehen muss, um von einem Buch gepackt zu werden.
Drei Männer, drei Epochen, ein Thema: Denken.
Im Mittelpunkt von The MANIAC stehen drei Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und die doch dasselbe Schicksal teilen:
Paul Ehrenfest, Physiker und Freund Einsteins, der an der neuen, unbegreiflichen Quantenwelt zerbricht.
John von Neumann, Universalgenie, der das Denken in Maschinen gießt und dafür die Moral über Bord wirft.
Lee Sedol, Go-Weltmeister, der 2016 gegen die KI AlphaGo verliert – und damit gegen das Denken selbst.
Labatut verbindet ihre Geschichten zu einer Art Denkgeschichte des 20. Jahrhunderts – und wir haben versucht, ihr auf die Spur zu kommen. Johannes nennt es „eine literarische Bearbeitung, die mehr Wahrheit enthält als so manches Sachbuch“. Ich habe das Buch mit einem „Second Screen“ gelesen, ständig Google, Wikipedia und YouTube geöffnet – und war plötzlich mittendrin in einem Jahrhundertrausch aus Mathematik, Logik, Wahnsinn und Maschinen.
Der Kern: John von Neumann
Von Neumann ist die Schwerkraft dieses Romans. Er taucht nie selbst auf, sondern wird von anderen beschrieben – Kollegen, Freunden, Frauen. Das macht ihn zu einer Figur aus Glas: brillant, aber nicht greifbar. Er rechnet für die Atombombe, entwirft die Grundlagen des Computers, die Logik der Abschreckung und glaubt, alles sei berechenbar. „Er dachte schneller als alle anderen“, haben wir gesagt, „so schnell, dass er den Menschen dabei verlor.“
Und am Ende? Spielt die Maschine weiter.
Labatut führt diese Linie bis in die Gegenwart. Mit Lee Sedol, der in Seoul gegen AlphaGo antritt, schließt sich der Kreis. Wo Ehrenfest verzweifelt und von Neumann triumphiert, zieht Sedol nur noch den Hut. Der Mensch verliert nicht gegen Technik, sondern gegen ein Denken, das uns entwachsen ist.
Wir haben darüber gesprochen, ob das Fortschritt oder Hybris ist – ob wir gerade das erleben, was von Neumann einst theoretisch entworfen hat: die Selbstständigkeit des Denkens. Und wir haben gemerkt, dass ein Roman manchmal mehr über Gegenwart erzählt als ein Sachbuch über Zukunft.
Am Ende bleibt die Frage:
Was bleibt vom Menschen, wenn das Denken ohne ihn funktioniert?
Lesezeit: 155 Sekunden
Wenn das Denken schneller wird als wir
Es war wieder einer dieser Abende, an denen Denken und Pasta aufeinandertreffen. Johannes Tröger und ich haben uns für eine neue Folge unseres Podcasts „Books & Bolo“ zusammengesetzt – Mikrofone an, Bolognese auf dem Herd. Und wieder war’s eines dieser Bücher, das uns so schnell in Fahrt gebracht hat, dass wir kaum merkten, wie viel Zeit vergeht: The MANIAC von Benjamín Labatut.
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BTW: Wer uns abonnieren will, kann das auf den gängigsten Podcast-Plattformen tun: Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music – und auf YouTube.
Das Buch erzählt nichts weniger als die Geschichte des Denkens – von seiner Verzweiflung über seinen Triumph bis zu seinem Kontrollverlust. Und weil das so groß klingt, sind wir lieber klein eingestiegen: mit Rückmeldungen von Hörerinnen (und ein paar Hörern, bitte mehr davon!), einem kurzen Blick auf meine Crocs, die im YouTube-Video der letzten Folge offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, und der Erkenntnis, dass man manchmal nicht alles verstehen muss, um von einem Buch gepackt zu werden.
Drei Männer, drei Epochen, ein Thema: Denken.
Im Mittelpunkt von The MANIAC stehen drei Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und die doch dasselbe Schicksal teilen:
Labatut verbindet ihre Geschichten zu einer Art Denkgeschichte des 20. Jahrhunderts – und wir haben versucht, ihr auf die Spur zu kommen. Johannes nennt es „eine literarische Bearbeitung, die mehr Wahrheit enthält als so manches Sachbuch“. Ich habe das Buch mit einem „Second Screen“ gelesen, ständig Google, Wikipedia und YouTube geöffnet – und war plötzlich mittendrin in einem Jahrhundertrausch aus Mathematik, Logik, Wahnsinn und Maschinen.
Der Kern: John von Neumann
Von Neumann ist die Schwerkraft dieses Romans. Er taucht nie selbst auf, sondern wird von anderen beschrieben – Kollegen, Freunden, Frauen. Das macht ihn zu einer Figur aus Glas: brillant, aber nicht greifbar. Er rechnet für die Atombombe, entwirft die Grundlagen des Computers, die Logik der Abschreckung und glaubt, alles sei berechenbar. „Er dachte schneller als alle anderen“, haben wir gesagt, „so schnell, dass er den Menschen dabei verlor.“
Und am Ende? Spielt die Maschine weiter.
Labatut führt diese Linie bis in die Gegenwart. Mit Lee Sedol, der in Seoul gegen AlphaGo antritt, schließt sich der Kreis. Wo Ehrenfest verzweifelt und von Neumann triumphiert, zieht Sedol nur noch den Hut. Der Mensch verliert nicht gegen Technik, sondern gegen ein Denken, das uns entwachsen ist.
Wir haben darüber gesprochen, ob das Fortschritt oder Hybris ist – ob wir gerade das erleben, was von Neumann einst theoretisch entworfen hat: die Selbstständigkeit des Denkens. Und wir haben gemerkt, dass ein Roman manchmal mehr über Gegenwart erzählt als ein Sachbuch über Zukunft.
Am Ende bleibt die Frage:
Was bleibt vom Menschen, wenn das Denken ohne ihn funktioniert?
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