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Denkwürdiger Betriebsauflug: RNF besucht NS-Dokumentationszentrum im MARCHIVUM

Lesezeit: 158 Sekunden

Vor genau 90 Jahren ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Kanzler. Der 30. Januar 1933 – dieser Tag gehört zu den im negativen Sinn denkwürdigen Daten aus der Zeit des Dritten Reiches. Am 30. Januar 2023 besuchte das RNF-Team das NS-Dokumentationszentrum im MARCHIVUM im Mannheimer Ochsenpferchbunker. Ein Ort, der das Bewusstsein für die Gräuel der NS-Zeit wach halten und die Demokratie resilient gegen extreme Angriffe machen will.

MARCHIVUM-Direktor Prof. Dr. Ulrich Nieß führte das RNF-Team durch die Ausstellung

Die Schau wurde von den Historiker*innen des MARCHIVUM kuratiert, dem Stadtarchiv Mannheims. Ungewöhnlich für ein Archiv: Es gibt kein einziges „echtes“ Ausstellungsstück, keine haptischen Quellen, kein Papier. Die Ausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“ ist eine Multimedia-Schau, die allerdings mit den digitalisierten Beständen des Archivs arbeitet. Und wie! Der Schau gelingt es, Fotos, Briefe, Zeitungsartikel, Filmausschnitte zum Leben zu erwecken, sie zu verknüpfen, aus einzelnen Informationen ein Netz zu spinnen.


Das VIDEO über den Besuch des RNF-Teams im MARCHIVUM, gesendet am 30.01.2023 in RNF LIFE:


Wer die Ausstellung mehrfach besucht, wird immer wieder Neues entdecken: auf einem Bildschirm, den man noch nicht „betatscht“ hatte, in Untermenüs, beim Klick auf ein digitales Foto. Ein konzentrierter Gang durch die Schau ist in anderthalb bis zwei Stunden zu machen; eine detaillierte Auseinandersetzung mit den aufbereiteten Materialien könnte Tage in Anspruch nehmen.

Ein durchgängiges Element: Die einzelnen Stationen beschreiben den Nazi-Wahnsinn nicht aus der Vogelperspektive; sie dringen tief ein ins Leben der Mannheimerinnen und Mannheimer. Filme und Präsentationen auf den Bildschirmen personalisieren konsequent, nennen Namen von Tätern und Opfern, zeichnen Lebensläufe nach. „Distanzlos“, könnte man meinen – aber genau das ist das Ziel: Emotionen wecken, den Vergleich zur Gegenwart ziehen: Wie würden wir fühlen, wenn heute Synagogen in Schutt und Asche gelegt würden? Hier erfüllen auch nachträglich kolorierte Schwarz-Weiß-Fotos ihren Zweck: Sie nehmen der NS-Zeit die Distanz durch den Monochrom-Schleier. Das mannshohe Bild des Mannheimer Wasserturms, in Farbe und behängt mit dem Hakenkreuz, löst unmittelbar Beklemmungen aus.

Die Ausstellung legt historische Zusammenhänge über den Mannheimer Stadtplan – es ist nahezu unerträglich, wie nahe einem die Ereignisse auf diese Weise kommen.

RNF produzierte die „Bunkerfilme“, die den Ochsenpferchbunker, in dem das MARCHIVUM mit seinen Ausstellungen untergebracht ist, in den historischen Kontext der Zeit setzen. Viele im Team sahen während des Besuchs zum ersten Mal das Ergebnis an dem Ort, für den die Videos bestimmt waren und wo sie erst ihre volle Wirkung entfalten.

Wohl selten hinterließ ein Betriebsausflug so viele Eindrücke, weckte so tiefe Emotionen, ließ des Rest des Tages so sehr verblassen.

Die Ausstellung ist zu folgenden Zeiten geöffnet:

Dienstag, Donnerstag – Sonntag
10.00 – 18.00 Uhr

Mittwoch
10.00 – 20.00 Uhr

  • Einzelticket: 7.00 EUR
  • Ermäßigt: 3.50 EUR
  • Familienticket: 10.00 EUR
  • Schüler*innen in Klassen: 2.00 EUR
  • Freier Eintritt: 0.00 EUR

In einer früheren Version dieses Artikels hatte ich vermerkt, der Eintritt sei kostenlos. Dies gilt aber nur z.B. für folgende Gruppen:

Mitglieder Freundeskreis & MAB • Schwerbehinderte (ab 50%) mit eingetragener Begleitperson • Kinder (unter 7 Jahren) • Mitglieder des Deutschen Museumsbundes • Inhaber Museums-Pass-Musées • Inhaber Mannheimer Kulturpass

Detailinfos auf der Webseite des MARCHIVUM.