Lesezeit: 170 Sekunden
Die Bibliothek des DAI Heidelberg war bis auf den letzten Platz gefüllt: Beim Podium „Künstliche Intelligenz und Journalismus“ diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Medien über Chancen, Risiken und Verantwortung im digitalen Zeitalter. Fazit: Die Technik verändert die Form – aber nicht den Auftrag des Journalismus.
Wenn die Bibliothek aus allen Nähten platzt
Kein Platz blieb frei in der Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) Heidelberg. Journalistinnen, Studierende, Medienschaffende und Interessierte drängten sich zur Podiumsdiskussion „Künstliche Intelligenz und Journalismus“. Eingeladen hatten der Deutsche Journalisten-Verband (DJV), die dju in ver.di und die Heinrich-Böll-Stiftung.
Auf dem Podium saßen:
Prof. Caja Thimm, Medienwissenschaftlerin an der Universität Bonn,
Miriam Scharlibbe, Chefredakteurin des Mannheimer Morgen,
Götz Münstermann, Leiter Online bei der Rhein-Neckar-Zeitung,
und Ralph Kühnl, Chefredakteur und Co-Programmchef von RNF.
Die Diskussion moderierte Barbara Klauß, Wirtschaftsredakteurin der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ).
„Das Gatekeeping ist tot“
Mit dieser Diagnose eröffnete Caja Thimm den Abend: Die klassische Torwächterrolle des Journalismus sei Geschichte – heute bestimmten Algorithmen, was sichtbar wird. „Wir brauchen dringend Regeln, bevor uns die Technik überrollt“, forderte sie und verwies auf den EU-AI-Act und den Digital Services Act. KI könne helfen, Fakten zu prüfen und Inhalte barrierefreier zu machen – aber auch Desinformation befeuern.
Zwischen Effizienz und Ethik
Wie sich das im Redaktionsalltag auswirkt, beleuchteten die Praktiker.
Ralph Kühnl (RNF): „KI kann eine Hilfe sein, wenn man sie bewusst einsetzt. Aber sie kann keine journalistische Haltung ersetzen.“ Besonders kritisch sehe er die ökonomische Asymmetrie: „Die Reichweite liegt bei uns, der Werbeertrag bei Meta & Co. – das ist die Schieflage, in der Journalismus heute lebt.“
Miriam Scharlibbe (Mannheimer Morgen) widersprach der verbreiteten Klage über mangelnde Sichtbarkeit: „Das Problem ist nicht, dass unsere Basisarbeit so toll ist und keiner sie sieht. Das Problem ist: Wir machen sie oft nicht richtig.“ Ihr Plädoyer: „Echtheit verkauft sich – so wie handgemachte Marmelade im Hofladen. Wenn man weiß, woher sie kommt.“
Götz Münstermann (RNZ) knüpfte an die Analyse Thimms an:
„Der Algorithmus ist der neue Gatekeeper – aber einer, den niemand mehr versteht. Wir wissen nicht, warum Inhalte sichtbar werden. Das ist eine völlig neue Art von Machtverschiebung.“
Vertrauen in Menschen, nicht Logos
Trotz aller technischer Möglichkeiten bleibt Vertrauen die Grundlage journalistischer Glaubwürdigkeit. „Menschen vertrauen Menschen, nicht Logos“, sagte Scharlibbe und forderte, Journalistinnen und Journalisten stärker als Persönlichkeiten sichtbar zu machen.
Thimm ergänzte: „Wir haben eine Generation an Technologie verloren, weil wir an den Schulen weggeschaut haben.“ Medienbildung müsse endlich fester Bestandteil der Lehrpläne werden.
Ein Abend mit vielen Stimmen
Die anschließende Publikumsdebatte zeigte, wie groß das Bedürfnis nach Orientierung ist. Diskutiert wurde über Paywalls, über Verantwortung und Regulierung, über Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und über die Frage, wie sich Qualität und Reichweite in Einklang bringen lassen.
„Die Technik ändert die Form, nicht den Auftrag“
Moderatorin Barbara Klauß brachte das Fazit auf den Punkt:
„Eigentlich müssen wir nur unseren Job machen – neugierig, kritisch, handwerklich sauber. Die Technik ändert die Form, nicht den Auftrag.“
Und während sich die Besucherinnen und Besucher durch die überfüllte Bibliothek drängten, blieb eine gemeinsame Erkenntnis: Der Journalismus steht im Wandel – aber seine Prinzipien bleiben dieselben.
Linktipp: Die RNZ hat ebenfalls einen Artikel über die Veranstaltung publiziert (Paywall).
(Hinweis: Die Diskussionsrunde wurde zusammengefasst mit Hilfe von KI. / Bildnachweis: Selfie von Götz Münstermann.)
Lesezeit: 170 Sekunden
Die Bibliothek des DAI Heidelberg war bis auf den letzten Platz gefüllt: Beim Podium „Künstliche Intelligenz und Journalismus“ diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Medien über Chancen, Risiken und Verantwortung im digitalen Zeitalter. Fazit: Die Technik verändert die Form – aber nicht den Auftrag des Journalismus.
Wenn die Bibliothek aus allen Nähten platzt
Kein Platz blieb frei in der Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) Heidelberg. Journalistinnen, Studierende, Medienschaffende und Interessierte drängten sich zur Podiumsdiskussion „Künstliche Intelligenz und Journalismus“. Eingeladen hatten der Deutsche Journalisten-Verband (DJV), die dju in ver.di und die Heinrich-Böll-Stiftung.
Auf dem Podium saßen:
Prof. Caja Thimm, Medienwissenschaftlerin an der Universität Bonn,
Miriam Scharlibbe, Chefredakteurin des Mannheimer Morgen,
Götz Münstermann, Leiter Online bei der Rhein-Neckar-Zeitung,
und Ralph Kühnl, Chefredakteur und Co-Programmchef von RNF.
Die Diskussion moderierte Barbara Klauß, Wirtschaftsredakteurin der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ).
„Das Gatekeeping ist tot“
Mit dieser Diagnose eröffnete Caja Thimm den Abend: Die klassische Torwächterrolle des Journalismus sei Geschichte – heute bestimmten Algorithmen, was sichtbar wird. „Wir brauchen dringend Regeln, bevor uns die Technik überrollt“, forderte sie und verwies auf den EU-AI-Act und den Digital Services Act. KI könne helfen, Fakten zu prüfen und Inhalte barrierefreier zu machen – aber auch Desinformation befeuern.
Zwischen Effizienz und Ethik
Wie sich das im Redaktionsalltag auswirkt, beleuchteten die Praktiker.
Ralph Kühnl (RNF): „KI kann eine Hilfe sein, wenn man sie bewusst einsetzt. Aber sie kann keine journalistische Haltung ersetzen.“ Besonders kritisch sehe er die ökonomische Asymmetrie: „Die Reichweite liegt bei uns, der Werbeertrag bei Meta & Co. – das ist die Schieflage, in der Journalismus heute lebt.“
Miriam Scharlibbe (Mannheimer Morgen) widersprach der verbreiteten Klage über mangelnde Sichtbarkeit: „Das Problem ist nicht, dass unsere Basisarbeit so toll ist und keiner sie sieht. Das Problem ist: Wir machen sie oft nicht richtig.“ Ihr Plädoyer: „Echtheit verkauft sich – so wie handgemachte Marmelade im Hofladen. Wenn man weiß, woher sie kommt.“
Götz Münstermann (RNZ) knüpfte an die Analyse Thimms an:
„Der Algorithmus ist der neue Gatekeeper – aber einer, den niemand mehr versteht. Wir wissen nicht, warum Inhalte sichtbar werden. Das ist eine völlig neue Art von Machtverschiebung.“
Vertrauen in Menschen, nicht Logos
Trotz aller technischer Möglichkeiten bleibt Vertrauen die Grundlage journalistischer Glaubwürdigkeit. „Menschen vertrauen Menschen, nicht Logos“, sagte Scharlibbe und forderte, Journalistinnen und Journalisten stärker als Persönlichkeiten sichtbar zu machen.
Thimm ergänzte: „Wir haben eine Generation an Technologie verloren, weil wir an den Schulen weggeschaut haben.“ Medienbildung müsse endlich fester Bestandteil der Lehrpläne werden.
Ein Abend mit vielen Stimmen
Die anschließende Publikumsdebatte zeigte, wie groß das Bedürfnis nach Orientierung ist. Diskutiert wurde über Paywalls, über Verantwortung und Regulierung, über Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und über die Frage, wie sich Qualität und Reichweite in Einklang bringen lassen.
„Die Technik ändert die Form, nicht den Auftrag“
Moderatorin Barbara Klauß brachte das Fazit auf den Punkt:
„Eigentlich müssen wir nur unseren Job machen – neugierig, kritisch, handwerklich sauber. Die Technik ändert die Form, nicht den Auftrag.“
Und während sich die Besucherinnen und Besucher durch die überfüllte Bibliothek drängten, blieb eine gemeinsame Erkenntnis: Der Journalismus steht im Wandel – aber seine Prinzipien bleiben dieselben.
Linktipp: Die RNZ hat ebenfalls einen Artikel über die Veranstaltung publiziert (Paywall).
(Hinweis: Die Diskussionsrunde wurde zusammengefasst mit Hilfe von KI. / Bildnachweis: Selfie von Götz Münstermann.)
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