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Manchmal braucht es einen Impuls. Einen Schubs, der etwas endlich in Bewegung setzt. So ging es mir mit dem #Datenjournalismus. Immer wieder mal hatte ich davon gehört, hier und da mal ein bisschen nachgelesen, nette Links in Pocket und Evernote gebookmarkt, Sessions auf der re:publica besucht. Ich bin aber nie so weit eingetaucht, dass ich selbst mit Daten gearbeitet oder mir auch nur die wichtigsten Tools angesehen hätte.
Da kam mir ein Angebot der MFG Innovationsagentur (der @oliverrack hatte mich darauf gebracht) gerade recht: Ein Workshop, der Basiswissen vermitteln sollte. Ein grundsätzlicher Überblick in drei Stunden. Mir war nicht ganz klar, wie das funktionieren sollte, aber ich wollte mir die Gelegenheit dennoch nicht entgehen lassen.
Die Agenda versprach, dass der sehr anspruchsvolle Themenkomplex von unterschiedlichen Seiten angerissen werden würde. Ein Fokus: #opendata. Wie gehen Kommunen und öffentliche Organisationen mit dem Anspruch um, dem (in Bayern und BaWü künftigen) Informationsfreiheitsgesetz zu entsprechen? Dazu ein Abriss zur Einordnung des Datenjournalismus in die grundsätzlichen journalistischen Strömungen angelsächsischer und europäischer Prägung, die Sicht der Hacker und nicht zuletzt einige Praxisbeispiele aus dem redaktionellen Alltag. Angenehm, dass nicht wieder die großen, aufwändigen Projekte gezeigt wurden, sondern das, was im redaktionellen lokal- und regionaljournalistischen Alltag tatsächlich möglich ist, in diesem Fall dem der „Stuttgarter Zeitung“. Kurz riss die Diskussion zusätzlich die Forderung nach einer veränderten journalistischen Ausbildung an.
Das kann man alles so machen – was mir persönlich indes noch fehlte, war ein konkreter Einblick in die Tools, die der Datenjournalismus braucht um wirken zu können. Ok – eine Menge Links zu Portalen und Blogbeiträgen kompensierte das Fehlen eines echten Tutorials. Ich werde eine Weile zu tun haben, den intensiven Input abzuarbeiten.
Wer sich mit Datenjournalismus auskennt, kann jetzt bitte weitergehen – es gibt nichts mehr zu sehen. Denn ein Standard-Tool kam dann doch immer wieder in Ansätzen zur Sprache; ein Ding, das mir auch früher schon immer wieder mal über den Screen lief, ohne dass ich es jemals geöffnet hätte: Google Fusion Tables. Die vermutlich einfachste Art, Daten zu visualisieren und so Lesern/Usern einen vorstellbaren Eindruck aus zig Spalten und Zeilen zu vermitteln. Und eben auch eine einfache Möglichkeit Daten zu korrelieren, Abhängigkeiten darzustellen.
Wie angedeutet: Jetzt war der Zeitpunkt die erste Map selbst zu erstellen. Ein kleines Tutorial auf YouTube genügte, um das erste Minimini-Projekt in Angriff zu nehmen. Dazu habe ich mir aus gegebenem Anlass und der Einfachheit halber die Teilnehmerliste des MFG-Workshop gegriffen, die teilnehmenden Organisationen kategorisiert und lokalisiert. Die Kategorien habe ich nach subjektiven Kriterien gebildet: Öfftl.-rechtl. Rundfunk, Privater Rundfunk, Print/Online-Medien, Agenturen, Behörden. Ich wollte sehen, welche Gruppen von Journalisten sich besonders für Datenjournalismus interessieren und wer wissen wollte, wofür sich Journalisten interessieren sollten.
Diese Karte ist dabei in wenigen Minuten herausgekommen:
Man sieht an den blauen und violetten Bobbeln: Teilnehmer aus nicht-journalistischen Organisationen (Agenturen und Behörden) waren in der Überzahl. Die Zahl der Journalisten selbst hielt sich in Grenzen (gelbe, grüne und rote Buckets). Die Teilnehmer kamen vor allem aus Stuttgart und dessen schwäbischem Speckgürtel. Ich als einziger Teilnehmer eines privaten Rundfunkunternehmens und noch dazu aus Mannheim war unter diesen Kriterien ein Exot. Welche Schlüsse man daraus ziehen mag? Vielleicht die Empfehlung, dass die MFG ihre Aktivitäten fallweise auch mal in die Peripherie verlagert und die Zielgruppe stärker ins Visier nimmt. Aber, hier: Alles nicht repräsentativ, alles nur Fingerübung, bitte nicht ernst nehmen. Mit repräsentativen Daten wären solche Empfehlungen leichter zu vertreten, klar. Es ging ja nun auch nur darum, das Tool mal auszuprobieren.
Mit ein paar Klicks kam neben der Karte auch gleich noch dieses Chart heraus, das die erste These stützt:
Vor allem nicht-journalistische Organisationen, also Agenturen und Behörden, nahmen an dem Workshop teil – also: vor allem die Agenturen. Blöd, wenn die irgendwann PR-Daten lieferten, die Journalisten nicht deuten können. Aber, wie eben: Nicht repräsentativ. Auch das sollte man wissen, wenn man mit Daten jongliert, gell.